Gedanken und Gefühle

Sie kommen und gehen. Sie sind Dir nicht unterstellt, Du kannst sie nicht willentlich abstellen. Sie kommen selbst dann, wenn Du das absolut nicht willst, und vermitteln den trügerischen Eindruck , dass Du es bist, der da denkt und fühlt. Das ist ein ausgefeilter Trick um zu vertuschen, dass Du sie in Wahrheit nicht beherrschen kannst. Im dümmsten Fall beherrschen sie Dich. Sie sind ein unwillkürliches „Grundrauschen“, mit dem Du Dich möglicherweise identifizierst. Es ist gut möglich, dass Du denkst, „meine Gefühle und Gedanken machen meine Persönlichkeit aus.“

Du irrst Dich:

Wenn Du all Dein Hab und Gut, Deine Familie und Freunde, Deine Glaubenssätze, Deinen Glauben, Deine Moralvorstellungen, Deine Intelligenz, Deine Sprache, Deine Kreativität, Deine Gesundheit, Deine Werte, alles Benennbare und Greifbare abgeben müsstest, wie auch Deine Gedanken und Deine Gefühle – es bliebe immer noch eine ganze Unendlichkeit übrig, die niemand, nichtmal Du und Dein habituelles Ego jemals weggeben, vernichten oder auch nur verändern könnte.

Die unwillkürlichen Gedanken und Gefühle können einen ganz schön vom Wesentlichen ablenken. Willst Du den störenden Einfluss dieses Grundrauschens reduzieren oder abstellen, dann finde für Dich ein paar Steuerungsmanöver für  einen hilfreicheren Umgang. Du kannst das Grundrauschen zum Beispiel beobachten. Du kannst eine Distanz dazu erzeugen. Oder Du kannst die Gedanken und Gefühle einfach vorbeifließen lassen und Dich davon einfach nicht so beeindrucken lassen.

Du kannst natürlich auch Magie anwenden: Du kannst eigenständige, willkürliche Gedanken und Gefühle produzieren, neben denen die unwillkürlichen Gedanken und Gefühle zunächst koexistieren und dann zunehmend verblassen.

Diese WILLKÜRLICHEN, SELBST GEMACHTEN Gedanken und Gefühle- auf die kommt es an! Sie verdienen Deine volle Aufmerksamkeit. Du hast diese willkürlichen Gedanken und Gefühle durch Deine persönliche Wahl erschaffen. Und Du kannst und wirst neue Gedanken und Gefühle kreieren. Durch sie kreierst Du Deine Wirksamkeit und Wirklichkeit.

Es ist angemessen, Dich damit zu identifizieren  und zu schmücken.


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21 Antworten auf “Gedanken und Gefühle”

  1. Das sehe ich ein bisschen anders…ich denke man kann Gefühle tatsächlich mit Übung abstellen, wenn es einem gelingt die Auslöser und Reaktionskette zu identifizieren. Ursächlich für unsere Gefühle sind immer Gedanken inklusive der Bewertung von Wahrnehmungen. Letztere können zu allem Unheil auch noch trügerisch sein. Weil wir gene nach Bestätigung unseres Welt-/Selbstbildes suchen d.h. selektiv wahrnehmen.

    Wenn man sich also dabei ertappt, dass man sich z.B.in Rage denkt und mit Annahmen arbeitet (man könnte auch von Phantasien sprechen) und bewertet, wird man gewahr, dass man sich selbst in die jeweilige Stimmung bringt. Ein gutes Beispiel ist Eifersucht oder Neid.

    Nein, meiner Ansicht nach ist man nicht Opfer seiner Gefühle….man produziert sie selber.

    „Willkürliche“ Gefühle gibt es daher nicht.
    Sie haben immer eine Ursache. …und wenn ich jetzt richtig fies bin….sie haben auch einen Nutzen für uns. Neid kann uns motivieren, Eifersucht kann einer Selbstentlastung dienen, indem man sich als Opfer fühlen kann, welches der andere beruhigen soll. Ich fühle mich schlecht, habe Angst vor dem Verlassen werden und der Andere ist Schuld! Oder Eifersucht kann auch der Selbstbestätigung dienen, der Andere muss stets aufs Neue seine Liebe beteuern. usw. Ich bin traurig, also muss der Andere Rücksicht nehmen und mich schonen….oder irgendetwas tun, damit es mir besser geht Gefühle können manipulativ und zutiefst mißbräuchlich sein.

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    1. Heyyy Susanne,
      Du meinst „UN-Willkürliche“ Gefühle gibt es daher nicht.“ oder?

      Was sagst Du dazu:
      Willkürliche Gefühle entstehen zum Beispiel durch selbstgewählte Handlungen: Z.B: Übe ich mich Dankbarkeit, kriege ich gute Laune, lese ich suicidale Gedichte, werde ich traurig, lese ich Spiegel online, kriege ich schlechte Laune usw.
      Unwillkürliche Gefühle sind all die Gefühle, die wie Automatismen aus dem Nichts kommen wie –
      der Wecker klingelt – miese Laune.
      Termin beim Zahnarzt – Angst und Schrecken.
      bin im Zeitverzug – schlechtes Gewissen.
      und all sowas…

      Rauschen, das man nicht selbst macht und das nur mit bewussten Handlungen umgewandelt werden kann. Und auch nach solchen Umwandlungsprozessen geht das Rauschen ja weiter. Man kann sich bestenfalls distanzieren, aber man kann das Rauschen nicht abstellen.
      Das macht Meditieren so schwer… Der ganze Kram, der da im Kopf abgeht… oh, da juckts, ah, mein Auge tränt, morgen Steuerberater, scheiße das Auto macht komische Geräusche, ich muss noch xy anrufen, usw….

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      1. Ja, richtig. Habe mich vertippt. Unwillkürliche Gefühle gibt es eigentlich nicht. Damit wollte ich sagen, dass ich der Ansicht bin, dass Gefühle niemals aus dem Nichts kommen. Das Bild eines Rauschens finde ich nicht ganz so passend….
        Das Bsp. Wecker – schlechte Laune … hie müsste man fragen was ad unbewusst und blitzschnell beim Morgenmuffel assoziert wird. Ein Gefühl vor Überforderung / warum?, Angst vor der Arbeit / Warum? usw. Die Ängste lassen sich dann herunterbrechen wie Angst vor Fehlern am Arbeitsplatz, Angst vor Zurückweisung/ Nichtanerkennung etc. Und natürlich kann man auch Handlungsoptionen eröffnen, um Konflikte aufzulösen, um seine Leistungsanforderung zu korrigieren, den Selbstwert von der Arbeitsleistung entkoppeln, Jobwechsel etc.
        Hilfreich ist auch positive Erfahrungen zu schaffen, um negative Erwartungshaltungen zu korrigieren und damit der „innere Film“ geändert wird. Bsp. Wenn ich den gr. Hund streichle, werde ich nicht unbedingt wieder gebissen….womöglich ist der Köter ja sogar ganz nett und schmusig.

        Das Rauschen….mmmh…..verstehe ich so dass es womöglich um eine Grundhaltung geht. Es heisst ja, es gebe optimistische Menschen und pessimistische.
        Rauschen hört sich jedenfalls nicht gut an, weil es so diffus klingt. Ein „aufgräumter“ Mensch, detr klar zwischen Denken, Fühlen und Verhalten trennen kann, der nicht nur um sich kreist, sondern in der Lage ist, empathisch und tolerant Perspektiven und Interessen zu erkennen und der ein gewisses Maß an Grundvertrauen besitzt (in sich und andere) kann flexibel und situationsgerecht fühlen und handeln.
        Ein anspruchsvolles Ziel. …aber bekanntlich ist der Weg ja das Ziel — Gott sei Dank!

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  2. PS: Das Gefühl der Überforderung oder des Überwältigt Werdens beim Versuch des Meditierens habe ich auch erlebt….als ich eine Zen-Sitzmeditation (4 Std.!) ausprobiert habe . Ein sehr schlimmes Erlebnis für mich. Ich habe auch physisch stark reagiert und war kurz vor einem Kreislaufkollaps. Da habe ich erlebt wie Psyche und Körper zusammenhängen.
    Der Zen-Meister meinte, ich sei High Energy (er war nicht der Erste, der dies feststellte) und ich sollte daher zunächst mit Meditation in Bewegung anfangen. Da gibt es ja einige Formen, welche auf einen Wechsel zwischen An- und Entspannung beruhen. Die Bewegung hilft dann innere Spannung abzubauen. All e traditionellen Kampfkünste basieren auf diesem Prinzip: Meditation in Bewegung plus Kiai (=Kampfschrei, aber auch Atemtechnik und persönlicher Ausdruck). Manch erschrecke ich mich vor meinem eigenen KIai… In der Regel bin ich die Lauteste (auch weil die anderen zu wenig selbstbewußt sind und sich nicht trauen…) 😉

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  3. Ein „aufgräumter“ Mensch, detr klar zwischen Denken, Fühlen und Verhalten trennen kann…

    ja… es ist halt fraglich, ob es das wirklich gibt… Dialektik, Ursache-Wirkung, Kausalität… das sind eigentlich alles auch nur geile Tricks…
    Eine lineare Welt und eine lineare Zeit… erscheinen uns immer wieder attraktiv… sind halt auch Illusionen… hahaha!!!

    „Rauschen“ ist für mich ein eher neutrales Wort für das, was beim Meditieren so laut wird… Also eher Gedanken… die laut fMRT oder Endokrinologie dann doch unendlich viel langsmer sind als die zuvor schon gehabten – aber noch nicht erkannten Gefühle…

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