Ich las auf Facebook einen schönen Thread mit dem Titel „Wenn Greta Marx entdeckt, seid ihr geliefert!“. Im Thread beschuldigten die einen die anderen , nicht „wirklich“ „links“ oder „gewaltbereit“ zu sein, und die anderen verwechselten „konservativ“ mit „nachhaltig“ oder „rechts“, oder umgekehrt. Manche sagten Extinction Rebellion sei Schwachsinn.
Also, alle Stimmen und Meinungen kamen zu Wort.
Und jetzt ich:
Ich glaube wirklich, die Unterscheidungen links oder rechts interessieren die demonstrierenden Jugendlichen überhaupt nicht. Die reden nicht davon.
Und ich denke, auch zurecht.
Sie sind Aktivist*innen und nicht Politiker*innen.
Das, was sie auf die Straßen treibt, verstehe ich ungefähr folgendermaßen:
Sie wollen uns wachrütteln.
Die Kids wollen, dass wir Menschen unser Konsumverhalten und unsere Gewohnheiten ändern. Stell Dir vor, die Erwachsenen demonstrieren mit, und MEINEN auch, wofür sie demonstrieren:
„Friss keinen Dreck und mach keinen Dreck und lass dich nicht verkaufen, blind, taub, blöd und abhängig machen!“
Dann braucht auch die böse Industrie nicht mehr ihre bösen Sachen produzieren, weil die dann keiner mehr kauft. Und die „armen Milchbauern“ dürfen zum Beispiel endlich was Sinnvolles mit ihrem Acker machen.
Dafür protestieren die Kids!
Erst wenn die meisten Menschen sich fast immer und langfristig so verhalten, dass Leben auf der Erde weiter möglich bleibt, und ein stabiles neues kollektives Verhalten entsteht, das nicht auf Konsum und Ausbeutung der Erde, anderer Kontinente oder Tiere beruht, und sich praktisch alle recht strikt dran halten, weil allen klar ist – es geht erstmal nicht anders – dann kann man wieder über links oder rechts rumblödeln.
Wobei die Jugend dieses „Links“ und „Rechts“ daneben, lächerlich und veraltet empfindet, soweit ich das verstehe. Wahrscheinlich sterben die „Linken“ und „Rechten“ kurz nach meiner Generation aus, oder werden unbedeutende „Altlasten“.
Und auch hier: zurecht.
„Links“ oder „Rechts“ sind im Vergleich zur menschgemachten Umweltzerstörung bescheuerte Nebenkriegsschauplätze, die gern geschlossen werden dürfen. Zusammen mit den echten Kriegsschauplätzen, in denen Menschen für Ressourcen töten und getötet werden, natürlich erst, nachdem sie systematisch verroht, verängstigt, belogen und bestohlen wurden. (Und wenn ich gerade so schön dabei bin, fordere ich, die monotheistischen Religions-Institute auch zu schließen.)
Die Linken haben Marx zerstört, und die Rechten auch. Linke und Rechte vereint die Gier und Vetterleswirtschaft, und die Anerkennung von maßloss angehäuftem Vermögen oder Macht. Solche Merkmale entwickeln althergebrachte politische Gruppierungen immer und überall.
So brilliant Marx auch gewesen sein mag, (ich habe nichts gelesen, sondern nur gehört) seine eigene politische „Anhängerschaft“ hat seine Gedanken missbraucht und ad absurdum geführt.
Gegen diese übergeordneten Gemeinsamkeiten der Linken und Rechten und derer in der „Mitte“, die einfach so, ideologiefrei, konsumieren, protestieren die Kids.
Und ich salutiere ihnen dafür.
Ich habe noch nie – und ich bin 46 Jahre alt, eine Bewegung gesehen, die mich derart berührt und hoffnungsfroh gestimmt hat. Und mir ist klar, dass es nicht darum geht, berührt und unterhalten, sondern aktiviert zu werden:
Und ja, die Demonstranten aktivieren mich, meine Gewohnheiten zu ändern, weniger zu konsumieren und nachhaltiger zu leben.
Ich freue mich darüber, Neues auszuprobieren, und Anregung von den Demonstrierenden zu bekommen.
Alle Mehrheiten waren mal Minderheiten!
Diese hier wächst, und ich freue mich darüber sehr!
Was für ein starker Artikel, Karmen!
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Danke, Sok! Was genau spricht Dich daran an?
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