Wann immer Du Dich fragst, wie kann man nur xy tun, werden oder sein, dann garantiere ich Dir unbesehen, dass auch Du Dinge tust oder getan hast, die ähnlich destruktiv oder selbstzerstörerisch sind.
Hier eine kleine Liste:
trinken
alkoholisiert Autofahren
chatten beim Autofahren
bei rot mit dem Fahrrad über die Ampel fahren
nachts ohne Licht mit Kopfhörern Fahrrad fahren
rauchen, dampfen
Drogenkonsum
emotionales Essen
Zuckerkonsum
mangelhafte Schlafhygiene
Sex bei unzureichendem Infektionsschutz
obsessive Beziehungen
Sadismus/Masochismus als Beziehungs- oder Sexualkonzept
Binge Computerspielen
Binge Serien und Filme-gucken
Binge-scrollen
usw. usf.
Jemand, der heute in der vollen Ausprägung der Obdachlosigkeit und Verwahrlosung lebt und von einem Rausch in den anderen wankt, hat klein damit angefangen, wahrscheinlich mit einem unschuldigen Schwipps an einem Wochenende.
Jemand, der sich selbst ritzt, hat wahscheinlich mit irgendeinem anderen, unscheinbareren selbstzerstörerischen Verhalten angefangen, wie zum Beispiel Rauchen, um sich selbst weniger zu spüren, oder mit promiskuitivem Sex, um sich selbst stärker zu spüren. In jedem Fall war Ritzen sicher nicht ihr erstes selbstzerstörerische Verhalten.
Worauf ich hinaus will – sich von „den anderen“ abzugrenzen und partout nicht zu verstehen, warum Menschen autoaggressives Verhalten an den Tag legen, bedeutet, sich selbst nicht zu kennen und sein eigenes selbstzerstörerisches Verhalten nicht anzuerkennen.
Nun frage ich Dich – welche von Deinen Verhaltensweisen tragen Merkmale von Autoaggressivität?
Zähle sie auf und erkenne Deine Erkenntnisse an.
Ich denke, es sind tatsächlich zwei Paar Schuhe, ob da jemand nur denkt „das verstehe ich nicht“ und zwar ohne Wertung, oder ob jemand denkt: „das verstehe ich nicht, wie kann man nur …“, also mit (Ab-)Wertung. Ersteres finde ich in Ordnung, denn nicht alles interessiert mich so, dass ich mich tiefer reichend damit befassen möchte oder kann. In dem Moment aber, da ich andere Menschen bewerte, erwarte ich von mir, dass ich mich damit wirklich auseinander gesetzt habe. Habe ich es nämlich getan, gibt es keinen Anlass mehr, einen anderen Menschen abzuwerten oder gar zu verachten. Am Ende erkenne ich meist mehr oder weniger mich selbst im anderen. Mag sein, dass mein Verständnis hier und da an eigene Grenzen stößt, aber da wäre der Mangel bei mir zu finden.
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Mrs. Flummi! Wie schön, dass Du Dich zu Wort meldest!
Ja, tiefere Befassung mit egal was ist eigentlich immer augenöffnend… stimmt! Danke!!
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